Dresdner Weiterbildungsverbund stärkt Medizinerinnen und Mediziner in der Region: Der Weg zur eigenen Praxis

Dresdner Weiterbildungsverbund stärkt Medizinerinnen und Mediziner in der Region: Der Weg zur eigenen Praxis

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor vielen Herausforderungen. Eine Aufgabe wird es sein, die wohnortnahe Patientenversorgung vor allem in ländlichen Regionen abseits der Großstädte weiterhin auf hohem Niveau zu sichern. Hausärztinnen und -ärzten in Sachsen, die in Rente gehen, finden oft nur schwer eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Ein möglicher Grund: Die Arbeit als niedergelassene Ärztin oder niedergelassener Arzt scheint für den medizinischen Nachwuchs wenig attraktiv zu sein. Umso wichtiger ist es, bereits Studierende auf diesen beruflichen Weg aufmerksam zu machen und dafür zu begeistern. Diesem Ziel hat sich seit dem Jahr 2010, der aus einer Initiative des Uniklinikums und der Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS) hervorgegangene Weiterbildungsverbund in der gleichnamigen Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen angenommen. In enger Kooperation mit meist sächsischen Netzwerkpartnerinnen und -partnern aus dem ambulanten und stationären Bereich, spricht die CCS GmbH seitdem beständig angehende Medizinerinnen und Mediziner mit einer strukturierten und kompetenten Weiterbildung zur Fachärztin und zum Facharzt (FA) für Allgemeinmedizin an. Im Mittelpunkt der Koordination des Verbundes steht eine individuell angepasste Gestaltung der Weiterbildung in Praxen und Krankenhäusern. Zudem kooperiert der Verbund mit dem Bereich Allgemeinmedizin der Technischen Universität Dresden sowie
mit dem Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Sachsen (KWASA).

Derzeit engagieren sich 37 Allgemeinarztpraxen, fünf orthopädisch/chirurgische und fünf Kinderarztpraxen sowie 20 Kliniken im Weiterbildungsverbund CCS, der damit der größte Verbund in Sachsen ist. Insgesamt 64 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung nutzen aktuell das Angebot und lassen sich in den noch notwendigen Bereichen weiterbilden.

Die jungen Medizinerinnen und Mediziner können über den Verbund die gesamte Zeit als Arzt bzw. Ärztin in Weiterbildung bei Partnern in Krankenhaus und Praxis mit wenig bürokratischen Hürden (beispielsweise ist nur eine Bewerbung im Verbund nötig) absolvieren. Die mindestens fünfjährige Rotation durch die relevanten Weiterbildungsabschnitte entspricht den Inhalten und Vorgaben der Sächsischen Landesärztekammer. „Ein klarer Vorteil des Weiterbildungsverbundes ist die Bandbreite an Fachgebieten, die durch unsere
ambulanten und stationären Partner als Rotationsstellen angeboten werden“,
sagt Prof. Antje Bergmann, medizinische Leiterin des CCS-Weiterbildungsverbundes. Neben den Fachbereichen Innere Medizin und Chirurgie lernen die künftigen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner etwa auch die Dermatologie, Pädiatrie und verschiedene Facetten der psychiatrischen Arbeit kennen. „Ziel ist es, dass die Ärztinnen und Ärzte nach der Weiterbildung fachlich breit aufgestellt sind.“

Neben den vielen unterschiedlichen ambulanten und stationären Verbundpartnerinnen und -partnern, insbesondere aus ländlichen Regionen, ist das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden in besonderem Maße an der Weiterbildung beteiligt. Mandy Gottschall, Fachärztin für Allgemeinmedizin, koordiniert die dortige Verbundarbeit ärztlicherseits. Sie selbst hat die Möglichkeiten des Weiterbildungsverbundes CCS bereits genutzt. „Der Verbund unterstützt eine möglichst lückenlose Rotation im Rahmen der Facharztweiterbildung, welche sonst deutlich schwieriger zu erreichen ist. Gemeinsam können mit den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen individuell Bedarfe besprochen und Rotationen so auch in Fachrichtungen geplant werden, die nicht unbedingt ‚typisch‘ für die Weiterbildung sind, aber doch wichtig erscheinen, etwa im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Zusätzlich kann durch die Organisation kürzerer Abschnitte ein breiteres Spektrum abgedeckt werden. Damit sind Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe eines Weiterbildungsverbundes häufig besser für die zukünftige hausärztliche Tätigkeit gewappnet.“

Susan Keul wagte im April 2022 den Schritt von der angestellten Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in die Selbstständigkeit und eröffnete in Weinböhla eine eigene Kinderarztpraxis. Ihre Erfahrungen und ihre Kenntnisse möchte sie gern an ihre jungen Kolleginnen und Kollegen weitergeben und sie ein Stück weit auch für die Pädiatrie begeistern. Als Kinderärztin möchte sie zugleich Allgemeinärztinnen und -ärzte dazu animieren, ältere Kinder und Jugendliche in ihren Praxen mit zu betreuen. „Durch viel Zuzug von jungen Familien ist der Bedarf einer kinderärztlichen Versorgung hoch“, sagt Susan Keul und schildert ihren eigenen Praxisalltag.

Sie engagiert sich in den Fortbildungsveranstaltungen des Weiterbildungsverbundes CCS und stellt außerdem ihre Praxis als Rotationsstelle zur Verfügung. Auf den Verbund ist Susan Keul über das Sächsische Ärzteblatt aufmerksam geworden und unterstützt nun gern das Anliegen, junge Medizinerinnen und Mediziner auf die Tätigkeit als Hausarzt optimal vorzubereiten. „Früh habe ich Akutsprechstunde sowie Labor und EKG, ab 10 Uhr kümmere ich mich um die Vorsorgen U2 bis U9 und um Impfungen bei bestellten Kindern. Nachmittags folgen die Schulkinder mit den Vorsorgen U10 bis J2 sowie Berufstauglichkeitsuntersuchungen und Sporttatteste.“ Als Rotationspraxis bietet sie ein junges Team mit drei Medizinischen Fachangestellten und eine freundliche Arbeitsatmosphäre. „Nachmittagssprechstunden gehören allerdings zum Alltag, dafür machen wir keine Hausbesuche.“

Der Weiterbildungsverbund Carus Consilium Sachsen leistet mit seinem Angebot einen wichtigen Beitrag, um gerade im ländlichen Raum die hausärztliche Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen. „Das Konzept ist damit ein hoffnungsvoller Lösungsansatz, um hausärztlichen Nachwuchs in Sachsen zu gewinnen. Dies merken vor allem und zuerst die Patienten in den ländlichen Regionen Sachsens“, ergänzt Johannes Klaus, Geschäftsführer der CCS GmbH.